Sonntag, 26. Oktober 2014

Was mich Wütend macht

oder auch: meine Kritik am Polizeieinsatz in Köln 

Hier erstmal die Fakten: Diesen Sonntag reisten 1500 bis 2500 Hooligans von 16 verschiedenen Fußballclubs aus ganz Deutschland nach Köln. Was könnte so viele gewaltbereite Idioten aus sich zum teil bekriegenden Hooliganszenen veranlassen an einem Strang zu ziehen? Eine Pro-Pyro-Demo? Nein, es war vielmehr der neue Lieblingsfeind Rechter. Eine Anti-Salafisten-Demo sollte da von Leuten organisiert werden, die schon bei Fußballspielen für zigtausende Polizisten sorgen und angemeldet wurde das ganze von einem Aktivisten der rechtsradikalen Partei Pro-NRW, die schon zu Zeiten des Bundestagswahlkampfes gegen Salafisten und Islamisten gehetzt hat. Die Polizei war dementsprechend in Alarmbereitschaft.
In diesem Post will ich um Gotteswillen weder die Hooligans noch die Salafisten in Schutz nehmen. Nein, ich hätte es sogar begrüßt wenn sich Pseudonazis und Fundamentalisten gegenseitig die Köpfe einschlagen und im nachhinein von der Polizei für so lange wie möglich weggesperrt werden würden. In dem Sinne schließe ich mich geistig der parallel stattfindenden Gegendemo der Antifa unter dem Motto: "Schulter an Schulter gegen Rassismus und religiösen Fanatismus" an und solidarisiere mich mit all den verletzten Genossen und Genossinnen die von Hooligans mit Flaschen beworfen oder von rechten Schlägertrupps zusammengeschlagen wurden. An diese Stelle setzt auch schon meine Kritik an: Was zur Hölle geht ab mit der Polizei? Wir nehmen mal als vergleichsweise ähnlichen gewaltsam verlaufenden Demonstration die linke Demo zur Erhaltung des autonomen Kulturzentrums "Rote Flora". Während der linke Demozug schon nach ca. 20 Meter von der Polizei unter einer Brücke gestoppt wurde, weil angeblich Polizisten mit Steinen von einer Brücke zig Meilen entfernt beworfen wurden, konnte der rechte Hooliganaufmarsch ungehindert weiterziehen, selbst nachdem er von der Polizei offiziell aufgelöst und es schon im Vorfeld Auseinandersetzungen mit Salafisten, Gegendemonstranten und Polizisten gab. Die linke Demo zählte 7300 bis 10000 Demonstranten, der Großteil weder aus der autonomen noch aus der Antifaszene, also nicht gewaltbereit, trotzdem wurde hier versucht den Demozug einzukesseln was in heftigen Straßenschlachten, etlichen Solidaritätsdemos, die im Raum Hamburg ähnlich brutal niedergeschlagen wurden und der Errichtung einer Gefahrenzone über mehrere Hamburger Stadtteile hinweg.
Die Reaktion auf die übertrieben gewalttätige Hooligandemo waren dagegen eher lächerlich. Bilder von umgekippten Polizeiwagen und sich zurückziehenden Polizisten, dazu etliche Verletze aus der Gegendemo. Als sich die rechten Spinner dann auf den Rückweg machten wurden überall in der Stadt Menschen mit offensichtlichen Migrationshintergrund attackiert und beschimpft, Journalisten wurden getreten und bepöbelt. Selbst die Ausrüstung der Polizei kann hier als lächerlich bezeichnet werden. Zwei Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray. Letzter beide sind Standard, aber nur zwei Wasserwerfer? Auf der letzten 1.Mai-Demo in Rostock rückte die Polizei mit vier Wasserwerfern und zwei Räumungspanzern an und das bei 600 bis 700 Demonstranten! Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit?

Fazit: In der linken Szene hat sich die Polizei einen Ruf als Schlägertruppe ergattert, das kann die rechte Szene dagegen wohl eher weniger sagen. Auf jeder pobligen Demo der örtlichen Antifa ist die Polizei aktiver als auf der Anti-Salafisten-Demo in Köln. Das beschwört bei mir das alte Sprichwort aus Zeiten der Weimarer Republik herauf: "Auf dem rechten Auge ist die deutsche Justiz blind." Nur ist es diesmal die eher die Exekutive in Form der Polizei, die bei Rechten nicht so richtig hinschauen will.

Wie siehst du die Hooligandemo? Hat die Polizei hier richtig gehandelt oder völlig untertrieben?

Gespannt auf deine Meinung,
Henning.

5 Kommentare:

  1. Zum ersten: die Hooligans als Neonazis - das sind keine Nazis, keine Rechten. Das sind einfach nur Schläger, die jeden Grund nehmen, der sich bietet. Wenn es die Salafisten sind, sind sie rechts, wenn es die Polizei ist, werden sie links, ganz wie sie es brauchen. Die haben nur eines im Sinn und das ist prügeln, mit oder ohne Vorwand. Etwas überspitzt ausgedrückt und mag nicht für alle gelten, für den Großteil aber schon.

    Zweitens haben wir ja keine Demokratie, was nicht mit Polizeigewalt unterdrückt wird, wird von den Medien niedergemetzelt. Von daher wäre da jedwede Aussage überflüssig. Bei den "rechten" braucht die Polizei gar keinen Grund suchen, da sind sich die Medien alle einig. Bei den Linken braucht man schon untergeschobene Randale - reicht das als Erklärung?

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    1. Über erstens lässt sich natürlich Streiten, allein schon durch die formale Definition des Wortes Hooligan, aber durch den Organisator und über die rechten Parolen wie z.B. "Deutschland den Deutschen." würde ich woll doch eher annehmen, dass da Gestern die rechte Seite der Hooliganszene aufmarschiert ist.

      Dein Zweitens verwirrt mich aber ein kleines bisschen, da ich nicht genau weiß ob es sarkastisch gemeint ist oder du ein linker Esoteriker bist, mit Sprüchen wie: Die US gesteuerten Medien ala RTL, Bild und Spiegel verpaasen uns ne Gehirnwäsche. Da hätte ich noch etwas Klärungsbedarf.

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  2. Es ist klar, dass jeder, der nicht mit einer allgemein gültigen Aussage kommt wie: "Die Medien haben immer Recht und sind unabhängig" gleich in die Ecke der Esoteriker oder allgemein formuliert Verschwörungstheoretiker gestellt wird. Von daher werde ich mich nicht weiter dazu äußern außer mit meinem Leitspruch: Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, / incipe. Was das bedeutet? Google hilft in dem Fall sicher weiter.

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    1. "Die Hälfte der Tat hat der, der (bereits) angefangen hat.
      Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen! Fang an!"
      Lieber Grasnick das ist ein sehr nettes Zitat und meine Lehrer haben schon zu ihrem Leidwesen festgestellt, das ich mich sehr wohl meines Verstandes bedienen kann. Und mein Verstand sagt mir das Leute, die andere Leute wegen ihrem Glauben oder ihrer Hautfarbe attackieren, ziemliche Idioten sind. Aber unter diesem Zitat unsere Medien als von einer höheren Macht gesteuert zu deklarieren ist, so sagt es mir mein Verstand, genauso idiotisch, den es fehlen mir für diese Theorie einfach die nötigen beweise. Klar sind die modernen Medien über den Punkt der Neutralität hinaus und ich würde mich niemals dazu herablassen die Bild auch nur anzufassen, aber in dem Maße in dem es schlechten Journalismus dort gibt, so gibt es auch guten Journalismus. Ich empfehle dir an dieser Stelle die taz eine genossenschaftliche Zeitung, die guten investigativen Journalismus im großen Stil abliefert und alternative Blickpunkte auf Themen gibt, die vom den restlichen Medien sehr einseitig behandelt werden.

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    2. Einerseits idiotisch, andererseits nicht neutral? Na was denn nun? Und guten Journalismus? Die TaZ ist genauso neutral wie die Bild und steht bei mir in der Glaubwürdigkeit eben nur auch ein Stückchen darüber. Aber gut, das ist persönliche Einstellung und damit könnte man über den Umfang ganzer Enzyklopädien diskutieren. Mit dem Zitat war eben gemeint: Gebrauche deinen Verstand selbständig und glaube nicht alles, was dir erzählt wird. Heißt soviel wie: Nimm dir eine Nachricht und schau dir mehrere Quellen dazu an. Und bild dir dann deine Meinung. Möglichst neutral betrachtet. Und was dabei rauskommt ist äußerst faszinierend, soll aber nicht Gegenstand dieser Diskussion sein.

      Ein guter Journalist ist ein Journalist dann, wenn er absolut ohne völlig ohne jede Ideologie und völlig unabhängig berichtet. Und solche - nein, die gibt es nicht mehr. Nicht einer.

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