Dienstag, 4. November 2014

Über den Markt und die Wirtschaft

Warum der Mensch wirtschaften muss

Bevor wir uns mit der Wirtschaft befassen und Kritik am Freien Markt üben können, müssen wir uns erstmal die Grundfrage stellen: Warum müssen wir überhaupt arbeiten und handel? oder Warum müssen wir wirtschaften?

Die nahe liegenste Lösung wäre, dass wir arbeiten um unser überleben zu sichern. Wir müssen unsere Nahrung erarbeiten, indem wir Felder bestellen und Vieh hüten. Das erklärt aber noch nicht den Aspekt des Handels, also den des Güteraustausches zwischen Personen. Den Aspekt des Handels können wir auf die Arbeitsteilung zurückführen. Die erste Arbeitsteilung war das aufteilen der Sammelarbeit und der Jagdarbeit in den menschlichen Kulturen vor dem Sesshaft werden. Während die Frauen, Kinder und Alten aufgrund ihrer körperlichen Benachteiligung nicht mit auf die Jagd gehen konnten, sorgten sie für einen kontinuierlichen Nachschub an Nahrung in Form von Beeren und Kräutern, wo hingegen die männlichen Jäger körperliche Schwerstarbeit verrichten mussten um das länger haltbare Fleisch zu besorgen, was notwendig für die Reisen zwischen den Rastplätzen war. Diese Zeit wird von Marx auch gerne als Zeit des Urkommunismus bezeichnet, da sich hier der Handel nicht auf den Austausch von Waren mittels Geld, sondern es erfolgte ein Austausch mittels Teilung. Die Sammler teilten ihre gesammelte Nahrung und tauschten den einen Teil gegen einen (meist nicht vorhandenen) Teil der gejagten Nahrung der Jäger.
Das Prinzip des Teilens erfolgte hier also meistens auf einer vertraulichen Ebene, wie sie meistens nur in Familien zu finden ist. Da aber nun das Vertrauen nur auf den jeweiligen Stamm exkulisivisiert ist ist es nicht zwischen den verschiedenen Stämmen gegeben und vom Handel mittels Teilung kam der Mensch hier zum Handel mittels Tausch. Warum? Als die Nomadenstämme sesshaft wurden und anfingen Ackerfläche zu bewirtschaften und Tiere zu domestizieren waren sie auf einmal Ortsgebunden, was bedeutete dass sie an bestimmte Güter keinen Zugang mehr hatten, dafür aber leicht einen Überschuss von anderen bestimmten Gütern erwirtschaften konnten. Wenn wir zum Beispiel ausgehen, dass ein Stamm in der Ebene lebt und ein anderer am Meer, dann wird der in der Ebene einen Überschuss an Getreide und der am Meer einen Überschuss an Fisch besitzen. Da nun der in der Ebene aber keinen Fisch hat und der am Meer zu wenig Getreide, werden sie das Getreide gegen Fische tauschen, so dass jeder seinen Überschuss abbaut und seinen Defizit beseitigt.
Aber nach einiger Zeit wird sich auch hier ein bestimmtes Problem herstellen: Wenn nun ein dritter Stamm hinzukommt, der zum Beispiel im Wald lebt und dieser nun einen Überschuss an Holz, aber einen Defizit an Getreide hat und das Fischerdorf hat statt eines Getreidedefizits einen Holzdefizit, so kann im ersten Moment keiner einen Tausch machen, mit dem er seinen Überschuss abbaut und seinen Defizit beseitigt. Zwar kann jede oder eine Partei einen Zwischentausch machen, aber das würde auf Zeit und mit mehr Parteien nicht mehr gut gehen. Der Mensch entwickelte nun also in verschiedenen Kulturen Mittel die einen universell gültigen Tausch ermöglichen und im besten Fall nicht eingehen werden, also den Wert behalten der ihnen zu bestimmt ist.
Wir kennen diese Mittel heute als Münzen und Scheine, besser gesagt Geld. Zu dieser Zeit haben die Menschen sich schon kulturell weiterentwickelt und erste Staaten sind entstanden. Der Mensch hat sich in Städten zusammengeschlossen und seine Möglichkeiten zur Herstellung von Gütern sind gestiegen. Es geht nun meistens nicht mehr ums reine Überleben, sondern vielmehr ums Leben an sich. Im antiken Griechenland werden erste teilweise öffentliche Schulen entwickelt, die Römer entwickeln die Hygiene mittels Bäder und Abwassersysteme weiter und in China wird intensiv an der Heilkunde des Menschen geforscht. Der Mensch strauchelt nicht mehr am Existenzminimum, sondern steht im relativen Mittelfeld und das Leben wird Lebenswert. Aber auch die negativen Effekte von Geld treten nun zum Vorschein: eine geteilte Gesellschaft. Ein großer Reichtum sichert dir Macht und Einfluss, aber wenn du wenig Geld hast bzw. verdienst wirst du sogar von den ersten Demokratien ausgeschlossen dank Zensuswahlrecht. Diese Herrschaftsform nennt man Timokratie zu Deutsch die Herrschaft des Besitzenden.
Im Mittelalter spielte Geld dann nun wieder eine untergeordnete Rolle und aus dem Handel mittels Geld wurde ein Handel mittels Grund und Boden. In den Feudalstaaten Europas und Asiens wurden Güter also nicht gegen Güter oder Geld sondern gegen bestimmte Rechte für oder auf bestimmte Gebiete. Die Bauern zum Beispiel mussten ihrem Lehnsherren für das Recht auf seinem Boden arbeiten zu dürfen, also es zu pachten, einen Teil ihrer Erzeugnisse abgeben.
 Ab dem Spätmittelalter setzte sich dann aber wieder das Geld durch, weil die wachsende Bevölkerung über diese Art des Güteraustausches nicht mehr genügend befriedigt werden konnte. Zu dieser Zeit kam dann die Erkenntnis, die noch heute ein Grundpfeiler jeder Wirtschaft ist: Die Bedürfnisse der Menschen sind unendlich, aber die Güter zur Befriedigung sind begrenzt. Der Handel wurde zu einer Frage der Verteilung. Wie werden die Güter am besten und gerechtesten Verteilt?
Das Geld sollte dafür die Antwort liefern. Durch Arbeit bzw. Leistung wirst du in Geld entlohnt, dass du wiederum in Güter umtauschen kannst, also je mehr du leistest desto mehr Güter wirst du bekommen um deine Bedürfnisse zu befriedigen. Da nun aber nicht jedes Gut zu jeder Zeit ein und den selben Preis hat und wir nicht alles Geld in ein Gut investieren wollen, wird der Mensch nun die verschiedenen angebotenen Preise verhandel und versucht aus möglichst wenig möglichst viel heraus zu schlagen und nichts anderes ist wirtschaften.
Um die Frage vom Anfang zu beantworten: Wir wirtschaften um zu überleben und unsere unendlichen Bedürfnisse zu befriedigen.

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