Mittwoch, 7. Januar 2015

Kommunismus und die Diktatur - Ein Erklärungsversuch

Das von Kritikern des Kommunismus am häufigsten gebrauchte Argument ist wohl, dass der Kommunismus immer zu einer Diktatur führen muss. Dass das nicht stimmt ist wohl durchaus durch genügend Beispiele in der Vergangenheit und der Gegenwart bewiesen, aber die Anzahl der wirklich diktatorischen und kommunistischen Nationen in der Vergangenheit und leider auch in der Gegenwart ist so erschreckend groß, dass die Anzahl der wirklich demokratischen fast schon einen Seltenheitswert bekommt. Aber warum ist das so? Liegt es an der fehlerhaften Konstruktion der Ideologie wie die Kritiker meinen oder spielen etwa andere Gründe eine Rolle?

Ist es nicht demokratisch, ist es nicht kommunistisch!

In der Theorie kann der Kommunismus nicht mit einer Diktatur einhergehen, beide Konstrukte schließen sich aus. Der Kommunismus ist die Verwirklichung einer klassenlosen Gesellschaft und die relative Gleichheit der Individuen zum wohle kollektiven Interesses, daraus ergibt sich schon warum eine Diktatur im Kommunismus nicht möglich sein kann, denn eine Diktatur setzt eine herrschende Klasse, also eine bestimmte Personengruppe, die durch bestimmte sozio-ökonomische Eigenschaften zur Herrschaft bestimmt sind, was dem Gedanken der Klassenlosigkeit widerspricht und eine Diktatur kann nie im kollektiven Interesse stattfinden, da eine Diktatur nur die Interessen der herrschenden Klasse oder einzelner Personen berücksichtigt. Dieser These folgend waren die "kommunistischen Diktaturen" entweder keine Diktaturen oder keine kommunistischen Nationen und da ist dann wohl eher letzteres der Fall. Die angeblichen kommunistischen Diktaturen der Vergangenheit und Gegenwart können darum nur als sozialistische Diktaturen gesehen werden, das ist zwar nun aus humanitärer Sicht nicht viel besser, entlastet aber den Kommunismus.

Der "Designfehler" des Sozialismus

Nach der marxistischen Geschichtstheorie muss nach dem Kapitalismus ein Aufbäumen bzw. eine Revolution durch das Proletariat stattfinden, die die Herrschaft der Bourgeois beendet und den Weg zur klassenlosen Gesellschaft  öffnet, doch nach Marx gibt es einen Zwischenschritt; den Sozialismus. Der Sozialismus wird von Marx als Herrschaft des Proletariats über die Bourgeois bezeichnet und von späteren marxistisch-leninistischen Theoretikern als Diktatur des Proletariats weitergeführt. Zwar wird unter der Diktatur des Proletariats eine absolute Herrschaft der Mehrheit, nämlich der arbeitenden Massen, verstanden und man könnte das sogar als Demokratie ansehen, da ja die Mehrheit genauso wie in einer Demokratie mitbestimmt, aber das Proletariat war nie eine homogene politische Masse und Demokratie lebt nicht nur von den Mehrheitsentscheidungen, sondern auch von den freiheitlichen Werten wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit etc. diese würden aber in einer Diktatur des Proletariats entfallen und eine Demokratie de facto unmöglich machen. Auch wird hier ein Denken vorgegeben, nach dessen Motto jeder der gegen eine proletarische Diktatur sei wäre auch gegen den Sozialismus und gegen die Ziele des Kommunismus, also ein Antikommunist. Dieses Denkmuster sollte z.B. sich als Legitimation für die totalitäre Ostblockstaaten und der UdSSR nach Stalin beweisen und brachte nicht nur den wirklichen Feinden des Kommunismus den Tod, sondern auch vielen Reformkommunisten bzw. -sozialisten.

Egoismus und purere Machtlust

Viele sozialistische Diktaturen und vor allen Dingen die stalinistischen Systeme können wohl damit erklärt werden, dass es in diesen Nationen leider einige Individuen mit eher egoistischen Ansichten an die Spitze revolutionärer Bewegungen geschafft haben und den Marxismus nur als Legitimation für ihre Machtergreifung und -sicherung nutzten, was durch die Fehler des marxistisch-leninistischen Sozialismus begünstigt wurde. Macht kann Menschen korrumpieren und wenn ein einzelner zuviel unkontrollierte Macht in den Fingern hält, dann wird er sie mehren wollen und nie mehr loslassen. Stalin kann hier wohl als bestes Beispiel dienen. Seinem Machtwahn und seiner Paranoia fielen Abertausende zum Opfer und selbst seine Nachfolger in der UdSSR mussten eingestehen, dass es für Stalins Handeln keine Rechtfertigung geben kann und es dafür wohl auch keine Wiedergutmachung geben kann, die das Geschehene aufwiegt.

Schwere Zeiten erfordern schwere Maßnahmen

Viele revolutionäre Umstürze seitens der Kommunisten und Sozialisten fanden zu Zeiten höchster Not in den jeweiligen Nationen statt und oftmals mussten sich die Revolutionäre nicht nur ausländischen Invasoren, wirtschaftlicher Krise, einer hungernden Bevölkerung und einem drohenden oder bereits angefangenen Bürgerkrieg gegenüber sehen. Um all diesen Problemen Herr zu werden, konnten viele gar nicht anders als sich autoritärer und diktatorischer Maßnahmen zu bedienen um die ja eigentlich gute Sache der Kommunisten am Leben zu halten. Aufgrund von mangelnder Kompromissbereitschaft nahmen sich dann idealistische Leitfiguren wie Lenin oder Mao der Aufgabe an den Karren aus dem Dreck zu ziehen getreu dem Motto: "Wenn du willst das etwas gemacht wird, dann mach es selbst." Nach Bewältigung der Krisen verfielen diese Leitfiguren dann der Macht wie im vorherigen Punkt beschrieben oder nach ihrem Tod zerfiel das von ihnen getragene Gebilde dann wieder in seiner alten Probleme, wie es bei z.B. Tito in Jugoslawien war.


Die Kommunisten der heutigen Zeit müssen aus diesen Fehlern der Vergangenheit lernen und dürfen nicht zulassen, dass sie wieder passieren, wenn der Kommunismus wirklich eine Chance haben soll. Der Kommunismus darf nie wieder für eine Diktatur als Machterhalt dienen und muss seinen Werten um jeden Preis treu bleiben. Ein demokratischer Kommunismus ist nicht nur notwendig, er ist die einzig mögliche Form!

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